Zu Beginn des Aufbaus sah es gar nicht gut aus. Das Gelände am Albanpark, auf dem das Wikingerspektakel in Kürze beginnen sollte, war durch die starken Regenfälle im August so versumpft, dass eine Befahrung, geschweige denn ein Aufbau kaum möglich war.
Aber durch eine große Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten und ein wenig Wetterglück konnte alles dann doch wie geplant über die Bühne gehen. Für Tobias Molz, der mit seiner Schilderwerkstatt für das Lager den hinteren Teil des Geländes organisiert, und Ralf Hofmann, mit seiner Agentur L19 GmbH für die Gesamtveranstaltung verantwortlich, war es aber eine besondere Herausforderung.
Sowohl der Lager- als auch der Gastrobereich mussten quasi über Nacht neu geplant werden, weil absehbar war, dass Bereiche bis zum Veranstaltungsstart kaum nutzbar sein würden. Glück im Unglück: Hofmann hatten kurzfristig 14 laufende Meter an Ständen im Gastrobereich abgesagt. Das war einerseits ärgerlich, weil damit kulinarische Vielfalt verloren ging, aber anderseits wäre es nicht sicher gewesen, dass alle Stände auch hätten aufbauen können.
Dazu organisierten die beiden noch einen Schonunger Landwirt, der mit seinem Traktor beim Aufbau alle Fahrzeuge aufs Gelände zog und im Anschluss zu ihren Parkplätzen.
Die angereisten Wikinger nahmen es mit Humor. „Das ist doch unser Wetter“, meinten Lagerbewohner und ließen sich die Laune nicht verderben.
Zusätzlich wurden mit zig Kubikmeter Hackschnitzel, und mehreren hundert Metern Baustellenplatten und Kunstrasenteppich die schlimmsten Stellen überdeckt.
So konnten bereits am Freitag, dem traditionellen Schnuppertag bei freiem Eintritt und reduziertem Programm, trotz immer wieder einsetzender Regenschauer zahlreiche Gäste auf das Gelände kommen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Pünktlich am Samstag zogen dann die Regenwolken ab, es wurde wärmer, die Sonne kämpfte sich durch und mit ihr kamen tausende Gäste auf das herrliche Gelände zwischen Main und Steinach.
Gerade am Samstag waren auffällig viele Gewandete zu Gast, die zum Teil hunderte Kilometer Anfahrt hinter sich hatten. Das zeige, so Tobias Molz, dass das Schonunger Spektakel inzwischen in der Szene einen sehr guten Ruf genieße. Dies wurde für ihn auch im Vorfeld schon deutlich, denn noch nie hatten sich so viele Lager und Sippen für die Veranstaltung angemeldet und mit ihren Zelten ein so beeindruckendes Wikingerdorf errichtet.
Molz, der viele Wikingermärkte kennt, freut sich auch immer über das interessierte Publikum in Schonungen. „Es haben sich richtige Menschentrauben um die Stände gebildet, wenn diese ihre alten Handwerke vorführten“, berichtet er erstaunt. So etwas kenne er von anderen Märkten eher nicht.
Im Kinderwikingerdorf belagerten vom Start an zahlreiche Kinder die Stände und beschäftigten sich zum Teil über Stunden mit Hörnerschleifen, Amulett basteln und Sägearbeiten. Bereits am Freitag war auch wieder der Ferienspaß der Gemeinde mit einem Dutzend Kinder zu Gast und nutze das Angebot.
Gute Umsätze erzielten auch die Marktstände im vorderen Bereich. Auch hier zeigte man sich begeistert über die vielen freundlichen Gäste. Mario Sadjadi, der seit vielen Jahren als Dattelschlepper eine Institution auf zahlreichen Märkten ist, war völlig angetan. „So nette Leute hier,“ und klar möchte er im nächsten Jahr wieder kommen.
Sehr gut angekommen bei den Gästen ist das erweiterte Programmangebot. Mit Tandaniel war erstmals ein Geschichtenweber dabei, der mitten im Publikum seine Märchen nicht einfach erzählte, sondern die Erzählstränge mit seinen Zuhörern immer weiter wob.
Auch das Duo Obscurum, gern gesehene Gäste, waren wieder dabei und unterhielten mit ihrer Mischung aus Musik und Anekdoten. Dazu begeisterten Gaukler Fritz Mack, alias Fridericus Rabarbarus, die Oberndorfer Barden und das Duo Feuerdorn mit ihren Auftritten die Besucherinnen und Besucher.
Ein richtiger Magnet wurde, wie kaum anders zu erwarten, die Ulf Elfar, das Wikingerboot, das erstmals am Main anlandete. Auch hier zeigten sich die Schonunger Gäste unerschrocken und griffen beherzt nach den Rudern, um den Fluten des Maines zu trotzen.
Leider kam es am Sonntag in der Hauptbesuchszeit zu einer Kontrolle der Wasserschutzpolizei, die für rund eine Stunde das Fahren des Bootes nicht möglich machte. Aber auch hier zeigten sich die Gäste für die notwendige Überprüfung verständnisvoll und geduldig, schließlich gab es zahlreiche weitere Attraktionen auf dem Gelände.
Bürgermeister Rottmann zieht positives Fazit
Bürgermeister Stefan Rottmann, der am Wochenende mehrfach vorbeischaute, hatte am frühen Samstagnachmittag vor dem Rathaus eine Delegation der Wikinger empfangen und die Übernahme der Gemeinde durch sie für das Wochenende lachend akzeptiert.
Er freute sich über die erneut gelungene Veranstaltung und das große Publikumsinteresse weit über die Region hinaus. „Die Veranstaltung in den Ferien bietet gerade für die Daheimgebliebenen ein Highlight. Und für uns als Gemeinde ist das unterfrankenweit ein Alleinstellungsmerkmal, also bestes Marketing.“
Ralf Hofmann zeigte sich zum Abschluss überglücklich, dass alles gut über die Bühne gegangen ist. Dass sei am Mittwoch vorher keineswegs so zu erwarten gewesen. Durch eine Kommunikationspanne hatte es am Samstag noch einen kurzen Aufreger gegeben, als der angekündigte Shuttlebus nicht gekommen ist. Aber auch das wurde bewältigt. Erst sprang die Schonunger und Marktsteinacher Feuerwehr ein, bis um kurz nach 15 Uhr ein Ersatzbus aufgetrieben war, der bis Sonntagabend die Gäste zwischen Parkplätzen und Festgelände hin- und herfuhr.
Hofmann dankte allen, die mit viel Einsatz und Improvisationstalent die Durchführung des Spektakels möglich gemacht hatten. Insbesondere der Schonunger Bauhof war immer ansprechbar und habe unterstützt, wo es nur ginge, so Hofmann.
Einen besonderen Dank sprach er auch den beiden Schonunger Vereinen FTS und RSV aus. Die Freien Turner stellen nicht nur ihre Infrastruktur zur Verfügung, sondern ergänzten mit ihrem Kaffee- und Kuchenstand seit Jahren das Gastronomieangebot. Die Ringer, die im Vorjahr erstmals mit einem Weinstand dabei waren, erweiterten nach der Absage eines wichtigen Essenstandes und sorgten an beiden Tagen mit ihrer Grillstation dafür, dass die Gäste nicht hungrig bleiben mussten.
Nachdem alle Teilnehmenden, egal ob Lager, Markt oder Gastronomie im kommenden Jahr wieder kommen möchten, steht einer Neuauflage in 2024 wohl nichts im Wege. Termin dann: 6. bis 8. September.